Don Joseph Reixach Campanya war Bildhauer und hat diesen religiösen Kunsthandwerksladen für Heiligenfiguren 1874 gegründet
Die Türglocke klingelt engelsgleich beim Eintreten, und schon ist man umringt von Heiligen, Rosenkränzen und Jesusfiguren. Ein schmaler Gang führt weiter in den Laden hinein. Eben noch im Getümmel der lebendigen Stadt, hat man hier das Gefühl, als dringe kein Lauf von außen hinein. Es dauert eine Weile, bis aus dem hinteren Teil des Landes jemand erscheint. Eine junge Frau, Ihr Name ist Mireia Grisolia, Geschäftsleiterin und Besitzerin in dritter Generation. Auf ihren braunen Locken liegt ein wenig Staub, und sie wischt sich die Hände an ihrer Schürze ab. Sie kennt das Unternehmen und seine Geschichte durch und durch, denn sie ist hier groß geworden und aufgewachsen.
“Heute führe ich den religiösen Kunsthand- werksladen als Urenkelin Don Campany Ros.”
“Der Laden war damals noch in einer kleinen Straße im Zentrum von Barcelona. Seine Frau Dona Rosario vergrößerte und modernisierte 1912 die Werkstatt und zog in die Paseo de Gracia Nr. 117 Zehn Jahre später verkaufte sie es an Don Josep Campania Rot, meinen Uropa.” Er erwarb damit das Recht zur Restauration und Produktion von Heiligenfiguren. Ich erbte es von meiner Oma, der Tochter von Don Campania Ron. Heute führe ich das Geschäft als Urenkelin Don Campany Ros.”
In meiner Fotoreportage über einen religiösen Kunsthandwerksladen in Barcelona nehme ich Euch mit in eine Werkstatt, die dem Roman “Im Schatten des Windes” entsprungen sein könnte.
Reliquien, Heiligenfiguren & Traditionen in der Altstadt Barcelonas
Ein Jesuskind für Bethlehem
Dez, 2013
In Kataloniens Hauptstadt Barcelona verschlägt es jeden Besucher früher oder später auf die Prachtraße Paseo de Gracia. Hier reihen sich die Läden mit Luxuxmarken aneinander. Vorbei geht es an Gucci, Armani, Valentino und Prada. Gelangt man an das obere Ende, wo sich die Straße gabelt, das Viertel Gracia beginnt und der Salvador Espriu-Garten den Besucher zum Verweilen einlädt, kommt man an einer Tür vorbei. Ein Mosaik über die schreibt kunstvoll den Namen des Traditionsunternehmens in Glas: REIXACH COMPANYA. Dieser Laden könnte problemlos in dem Roman “Im Schatten des Windes” von Carlos Ruiz Zafon auftauchen.
Tradition & Glaube – Einblick in einen religiösen Kunsthandwerksladen Barcelona
Zu den geschäftigsten Zeiten arbeiteten hier einst 20 Handwerker. Im Laufe der Jahre sank die Nachfrage, und die Arbeiter gingen einer nach dem anderen in den Ruhestand oder verstarben. “Als ich das Geschäft übernahm, habe ich auch in Werkstätten außerhalb gearbeitet, um mir das Handwerk anzueignen”, berichtet Mireia Grisolia. Heute beschäftigt sie drei Personen, die sowohl im Laden auf auch ind er Werkstatt arbeiten. Zum Repertoire gehören eigene Kreationen und Auftragsarbeiten sowie Restaurierung von defekten Figuren.
Eine bestimmte Ausbildung, die man haben müsste, um in der Werkstatt zu arbeiten, bedürfe es nicht, sagt die Chefin. Dennoch sei es schwer, die passenden Mitarbeiter zu finden. Bis zu einem halben Jahr könne vergehen, bis man die erste vorzeigbare Figur erstellt habe.
“Da es sich um eine traditionelle und sehr zeitintensive Herstellungsweise handelt und wir auch nicht einfach die Produktion stoppen können, hatten wir bislang nie wirklich Zeit, die Rentabilität auszurechnen. Deshalb ist uns gar nicht klar, wie viel Arbeit sprich Zeit und somit auch Geld wirklich in einem Jesuskind steckt.” Fest steht, dass sich die Figur nicht aus einem Guss herstellen lässt. Die Augen aus Glas werden von innen durch ein Loch im Kopf angebracht. Dann wird die Figur zusammengesetzt, poliert, ausgebessert, geglättet und schließlich angemalt. Der Grundton der Haut wird mit ihren unterschiedlichen Schattierungen geairbrushed. Die blauen Augen, die brauchen Haare. Die Windel mit Schatten wird per Hand angemalt. Mit Ölfarbe werden dann die Augenbrauen, Fingernägel, Mund und Haare aufgemalt.
Im Laden schaut sich derweil eine junge Französin die Rosenkränze an, währe zwei katalanische Damen gehobeneren Alterns sich nach dem Preis eines an der Decke hängenden Engels erkundigen.
Diese Figur, die zu den bekanntesten gehört, wurde 1930 entworfen
Bei Reixach und Campania wird das ganze Jahr produziert. Hauptsaison ist, keine Überraschung, die Weihnachtszeit. Exportschlager ist die Figur “El nino Jesus – Das Jesuskind”. Diese Figur, die heute zu den bekanntesten der Werkstatt gehört, wurde um 1930 entworfen. Es handelte sich um eine Auftragsarbeit von Franziskanern aus dem Heiligen Land an die Firma Reixach Company. Aufgabe war es, ein Jesuskind zu erstellen für die Krippe in Bethlehem. Unterschiedliche Entwürfe wurden angefertigt, bis die Entscheidung für El nino Jesus fiel. “Die Nachfrage nach genau diesem Modell stieg, also fertigten wir unterschiedliche Größen an. Heute gibt es das Jesuskin bei uns in zwölf Versionen.” Wie lange es dauert die aus einer Holzpaste bestehende Figur herzustellen ist schwer zu kalkulieren.